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Akira![]()
Die Handlung
31 Jahre später, 2019, ist Tokyo um den gewaltigen Krater herum als Neo-Tokyo wieder aufgebaut worden. Die düstere Metropole wimmelt von Weltuntergangs-Predigern, Gangs und Terroristen, die von der korrupten Regierung nur mühsam mit militärischer Gewalt unter Kontrolle gehalten werden können. In den Straßen herrscht Anarchie. Aufstände und brutale Bandenkriege sind an der Tagesordnung. Die Freunde Tetsuo und Kaneda sind typische Jugendliche Neo-Tokyos. Von Schulbildung halten sie nicht sonderlich viel, sondern sie machen lieber mit ihrer Motorradgang nachts die Straßen unsicher und liefern sich auf ihren Bikes harte Kämpfe mit rivalisierenden Gangs, die in ihr Hoheitsgebiet eingedrungen sind. Bei einem dieser Konflikte stößt Tetsuo aus Versehen mit einer seltsamen Gestalt zusammen, die aussieht wie ein Kind aber ein Gesicht wie ein uralter Mann hat. Kurz darauf taucht das Militär auf, nimmt Tetsuo gefangen und führt an ihm Experimente durch, die unglaubliche psychische Kräfte in ihm wecken. Während Kaneda verzweifelt versucht, Tetsuo zu befreien, geraten dessen neugewonnene Kräfte außer Kontrolle und drohen nun ein zweites Mal Tokyo zu vernichten. Meine Meinung
Nun, ca. 10 Jahre später, muss ich feststellen, dass ich besagte Gedärme-Szene beim zweiten Ansehen des Films als eher harmlos empfand, die Handlung aber nach wie vor ein wenig verwirrend bleibt (dazu später mehr). Auf jeden Fall war es sehr interessant nach all den Jahren wieder zu diesem Film zurückzukehren und festzustellen wie er heute auf mich wirkt. Als Ergebnis meiner persönlichen Erfahrungen kann ich zumindest sagen, dass die Altersfreigabe "ab 16" bei diesem Film sehr wohl ihre Berechtigung hat, selbst wenn heutzutage die Kids wahrscheinlich schon wesentlich abgebrühter sind als ich damals.
Lässt man allerdings die technischen Aspekte beiseite und konzentriert sich nur auf die narrativen Elemente, so kann Akira nicht mehr so gut punkten. Die Grundhandlung Marke "Armee macht Experimente mit PSI-Kindern, die außer Kontrolle geraten und eine Welle der Zerstörung auslösen", die mit einem Minimum an politischer Intrige gewürzt wurde, gewinnt wahrlich keinen Originalitätspreis und ist für meinen Geschmack stellenweise mit viel zu viel parapsychologischem und existenzialistischem Quatsch versehen worden. Genauso wenig konnten mich die Charaktere überzeugen, die alles in allem äußerst flach bleiben. Vor allem begeht Otomo den großen Fehler, dass er erst gegen Ende des Filmes in Rückblenden die enge Beziehung zwischen Kaneda und Tetsuo näher beleuchtet, also zu einem Zeitpunkt zu dem diese Beziehung längst zusammengebrochen ist. Da der Zuschauer aber vorher diese enge Beziehung höchstens erahnen konnte, lässt ihn die Entzweiung der beiden vorerst ziemlich kalt und er kann ihre Handlungen deswegen teilweise auch nicht so ganz nachvollziehen. Man mag sich darüber streiten, aber ich hätte es wesentlich besser gefunden, wenn man auf konventionelle Weise die Beziehung zuerst mal aufbaut, bevor man sie zerstört, und sie nicht erst zerstört und den Aufbau dann kurz vor Schluss, wenn es eh schon egal ist, nachliefert.
Trotz dieser harschen Kritik muss ich allerdings sagen, dass Akira auf jeden Fall sehenswert ist. Ähnlich wie Blade Runner, mit dem der Film manchmal verglichen wird, überzeugt Akira weniger durch seine Handlung als vielmehr durch seine unglaublich dichte Atmosphäre. In teilweise atemberaubender Bildkomposition wird eine faszinierende urbane Weltuntergangsatmosphäre geschaffen, zu der auch der geniale Soundtrack beiträgt. In der Tat muss ich sagen, dass der Soundtrack zu Akira meiner Meinung nach einer der besten Filmsoundtracks überhaupt ist. Nicht etwa, weil man ihn sich auch gut zuhause im CD-Spieler anhören kann (das ist, bis auf einige Tracks, eher weniger der Fall), sondern weil er den Film mit seiner ungewöhnlichen Art perfekt untermalt und die Atmosphäre optimal unterstützt. Und genau das sollte ein guter Soundtrack leisten. Fazit: Akira ist ein visuelles Meisterwerk, ein Anime-Meilenstein - ohne Frage. Lässt man aber das ganze technische Drumherum weg, kann er storymäßig nicht hundertprozentig überzeugen. Nichtsdestotrotz ist der Film Pflichtprogramm für jeden ernsthaften Anime-Fan und solche die es noch werden wollen.
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