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Princess Nine

Cover der ersten amerikanischen DVD von Princess Nine

jap. Originaltitel:

Princess Nine

Erscheinungsjahr:

1998

Genre:

Sport / Shôjo / Drama

Drehbuch:

Hiro Maruyama, Takao Kawaguchi u.a.

Original Story:

Kensei Date

Regie:

Tomomi Mochizuki

Character Design:

Yoshimi Hashimoto, nach Vorlagen von Akihiko Yamashita

Laufzeit:

26 Folgen à ca. 25 Minuten

Review-Version:

US-DVDs von ADV Films



Die Handlung

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Ryo Hayakawa ist 15 Jahre alt und hat gerade erfolgreich die Mittelschule abgeschlossen. Anstatt sich nun aber darum zu bemühen an einer High School aufgenommen zu werden, entschließt sich Ryo dazu, ihrer Mutter zu helfen, die nach dem Tod von Ryos Vater ganz alleine ein Oden-Restaurant führt (Oden ist ein klassisches japanisches Gericht bestehend aus verschiedenen Zutaten, u.a. Fisch, Eiern und Gemüse). In ihrer Freizeit ist Ryo eine begeisterte Baseball-Spielerin und hilft einem lokalen Hobby-Team als Pitcherin aus. Eines Tages beobachtet Keiko Himuro, die Vorsitzende der Kisaragi High School, Ryo beim Spielen und erkennt das enorme Potential, das in ihr steckt. Ihrer Meinung nach könnte Ryo ein genauso großartiger Pitcher werden wie es ihr Vater früher einmal war und sie bietet ihr deshalb ein Stipendium für die Kisaragi High School an.

Nach einigem Überlegen akzeptiert Ryo das Angebot, doch damit fangen die Schwierigkeiten erst richtig an. Denn zunächst gilt es für Ryo und den trinkfreudigen Trainer Kido noch 8 weitere Spielerinnen für die erste weibliche High School Baseball-Mannschaft der japanischen Geschichte aufzutreiben. Zudem macht der Vorstand der High School Baseball Liga dem Team schwer zu schaffen, da sie es nicht zulassen wollen, dass in ihrer Liga auch Mädchen antreten dürfen. Auch der Direktor der Kisaragi High School ist mit der Idee seiner Chefin alles andere als einverstanden, da er befürchtet, dass seine Schule zum Spott der Nation werden könnte. So haben Ryo und ihr Team also nicht nur gegen ihre sportlichen Gegner zu kämpfen, sondern auch gegen die Vorurteile, die ihnen von allen Seiten entgegen gebracht werden. Weitere Konflikte bahnen sich an, als sich Ryo in den Freund eines potentiellen neuen Mannschaftsmitgliedes verliebt und die Wahrheit über Ryos Vater langsam ans Licht kommt. Es liegt ein weiter Weg voller Tränen, Freude, Liebe, Freundschaft und Verrat vor den neun Prinzessinnen, bis sie sich hoffentlich ihren Traum erfüllen können und auf dem Feld des Koshien-Stadions stehen, wo das Finale der High School Liga stattfindet.

Meine Meinung

Baseball ist wahrscheinlich die beliebteste Mannschaftssportart in Japan, so dass es kaum verwundert, dass einem dieses Spiel auch im Anime- und Manga-Bereich immer wieder begegnet. Animes, die sich um eine ganz bestimmte Sportart drehen, haben ohnehin eine lange Tradition und sogar im deutschen Fernsehen waren schon relativ früh einige Vertreter dieses Genres, wie etwa "Die tollen Fußballstars" (Captain Tsubasa) oder "Mila Superstar" (Attack No. 1), zu sehen. Die 26 Folgen umfassende TV-Serie Princess Nine von 1998 ist zweifellos einer der besseren Sport-Animes der letzten Jahre, was vor allem damit zusammenhängt, dass sich die Serie nicht allzu sehr auf ihren Sport-Hintergrund versteift, sondern mehr wert auf ihre Charaktere und deren Beziehungen legt. In gewisser Weise ist das Baseball-Spiel für Princess Nine nur Mittel zum Zweck um seine Geschichte zu erzählen und manch einer mag sogar argumentieren, dass in der Serie wesentlich mehr Shôjo- und Drama-Elemente vorhanden sind als eigentlicher Sport.

Dabei sind die Geschichte und Charaktere von Princess Nine wirklich alles andere als originell. So gut wie alle Elemente der Serie hat man in ähnlicher Form schon in Dutzenden von anderen Serien oder Filmen gesehen. Sei es das altbekannte Beziehungsdreieck, das sich in gewohnten Bahnen entwickelt, oder Charakterstereotypen wie die korpulente Catcherin ohne Selbstvertrauen, die selbstverliebte Schönheitsfanatikerin oder der betrunkene Coach, der im Zusammenhang mit dem ganzen Frauen-Baseball-Plot verdächtig an den Hollywood-Film "Eine Klasse für sich" erinnert. Doch obwohl die Serie deswegen ziemlich vorhersehbar ist, schafft sie es dennoch immer wieder den altbekannten Klischees etwas neues abzugewinnen oder sie gar gewitzt auf die Schippe zu nehmen (ein Charakter der Serie hat zum Beispiel sein gesamtes Wissen über Baseball aus Baseball-Mangas gewonnen). Dank des gelungenen Drehbuchs und der guten Regie wirken die altbekannten Ideen in Princess Nine so frisch als wären sie gerade erst erfunden worden.

Vor allen Dingen lebt die Serie aber von ihren sympathischen Charakteren. Man kann einfach nicht anders als mit Ryo und ihren Team-Mitgliedern mitzufiebern. Wobei, wie oben bereits erwähnt, im Gegensatz zu vielen anderen Sport-Animes die sportlichen Auseinandersetzungen nicht nur Selbstzweck sind, um Spannung zu erzeugen, sondern vielmehr dazu da, um die inneren Konflikte der Charaktere und ihre Beziehungen untereinander zu veranschaulichen. Streng genommen drehen sich nur ca. 4 Folgen um konkrete Baseball-Matches, den Großteil der Zeit sehen wir die Mannschaft nur im Training oder bei kleineren, persönlicheren Auseinandersetzungen auf dem Spielfeld. Das Baseball-Spiel ist zwar ständig präsent, im Zentrum der Geschichte jedoch stehen eindeutig die Charaktere. Ein weiterer Unterschied zu anderen Vertretern des Genres ist, dass man in Princess Nine weitestgehend von absolut unrealistischen "Special Moves" während der Baseball-Partien verschont bleibt. Natürlich gibt es schon ein paar Aktionen, die im wirklichen Leben so nicht möglich wären, und auch zwei "Moves", die sogar tolle Namen haben, aber alles in allem sind diese Dinge wirklich recht harmlos und bekommen von mir höchstens 3 Punkte auf der nach oben offenen DBZ-Skala.

Die Serie besticht weiterhin durch einen genialen, orchestralen Soundtrack, der von Masamichi Amano (Battle Royale, Ninja Resurrection, Urotsukidoji) komponiert und vom Warschauer Philharmonie-Orchester eingespielt wurde. Mir ist allerdings aufgefallen, dass Amano mindestens einen Track einfach aus seinem Giant Robo-Soundtrack recycelt hat, worüber man aber sicherlich nicht ärgerlich sein muss, da der Giant Robo-Soundtrack meiner Meinung nach zu den besten Anime-Soundtracks überhaupt gehört. Neben der Musik sind auch die japanischen Sprecher absolut erstklassig, darunter auch einer meiner persönlichen Favoriten, Kôji Ishii, der den heruntergekommenen Coach spricht. Spätestens seit seiner brillanten Darstellung des wahnsinnigen Despoten Hamdo in Now and Then, Here and There und des Midlife-Crisis geplagten Alt-Rockers in Legend of Black Heaven bin ich ein großer Fan von ihm.

Eines der wenigen Mankos der Serie ist die Zeichen- und Animationsqualität, die innerhalb der Serie relativ stark fluktuiert. In der Regel fällt einem das aber gar nicht weiter auf, da man zu sehr von der Story gefangen ist, und außerdem sind die Character Designs wirklich sehr schön. Ein größeres Problem für mich ist da schon etwas anderes: Die Serie ist definitiv zu kurz! Ich habe in letzter Zeit mehrere Serien gesehen, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass sie ein paar Folgen weniger hätten, da sie oftmals ziemliche Durchhänger in ihrer Handlung hatten und weil ich eigentlich grundsätzlich eher kürzere Serien bevorzuge. Bei Princess Nine hingegen hätte ich wirklich sehr gerne noch mehr Zeit mit den Charakteren verbracht. Die Serie hat kaum Durchhänger, aber dafür ein Ende, das förmlich nach einer 2. Staffel schreit, die wohl leider mangels Erfolg der Serie niemals produziert werden wird. Wirklich ein Jammer, da es so viele Punkte gäbe, an die man in einer 2. Staffel gut anknüpfen könnte und noch lange nicht alle Charaktere genug Screentime bekommen haben.

Fazit: Princess Nine ist der beste Beweis dafür, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, um eine vollkommen gelungene und höchst unterhaltsame Serie zu produzieren. Ohne große Effekthascherei, überdrehte Comedy oder unpassende Fantasy-Elemente erzählt die Serie die Geschichte eines ungewöhnlichen Baseball-Teams, das sich gegen alle äußeren und inneren Widerstände durchsetzt. Die Serie ist in keinster Weise eine Offenbarung aber dennoch höchst sympathisch und dank ihrer Konzentration auf die Charaktere auf jeden Fall auch für Leute empfehlenswert, die mit Baseball ansonsten überhaupt nichts am Hut haben.


Yellow Ball

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