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Angel Sanctuary

DVD-Cover

jap. Originaltitel:

Tenshi Kinryouku

Produktionszeit:

2000

Genre:

Action / Drama

Storyboard / Drehbuch:

Kiyoko Sayama, Kenichi Kanemaki, nach dem Manga von Kaori Yuki

Regie:

Kiyoko Sayama

Character Design:

Shuichi Shimamura

Laufzeit:

89 Minuten (3 Folgen à ca. 30 Minuten)

Review-Version:

US-DVD von Central Park Media und deutsche DVD von OVA Films



Die Handlung

Sara und Setsuna Mudo Setsuna Mudo ist Schüler an einer japanischen High School, außerdem ist er der Hauptcharakter eines Anime - eine Kombination die noch in den seltensten Fällen gut gegangen ist. So ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass Setsuna die Reinkarnation des mächtigen (und weiblichen) "organischen Engels" Alexiel ist, die dereinst erfolglos eine Revolte gegen den Himmel angeführt hat. Damals wurde als Strafe Alexiels Seele von ihrem Körper getrennt und eben jene Seele hat nun ein neues zuhause in Setsunas Körper gefunden.

Aber eigentlich ist das gar nicht Setsunas größtes Problem, denn ihn plagen ganz andere Sorgen. Setsuna ist nämlich verliebt. An sich wäre das ja nichts Besonderes, hätte die Sache nicht einen klitzekleinen Haken: Die Frau, der Setsuna Verlangen gilt, ist nämlich niemand geringeres als seine eigene Schwester! Klar, dass die Mutter der beiden da etwas dagegen hat - vom Rest der Gesellschaft mal ganz abgesehen.

Während Setsuna also wegen seiner unchristlichen Gelüste um sein Seelenheil bangen muss, tauchen auch noch zwei komische Gestalten bei ihm auf, die von sich behaupten Dämonen zu sein. Sie wollen Alexiels Seele, die in Setsuna schlummert, dazu bringen endlich aufzuwachen. Dies versuchen sie aber leider nicht durch die herkömmlichen Methoden (Wecker, Kaltes Wasser über den Kopf etc.) zu erreichen, sondern sie ziehen es vor, Setsuna mit Denkmälern zu erschlagen oder ihn mit einer Art Laserdraht anzugreifen. Naja, Dämonen waren halt noch nie für ihre Subtilität bekannt.

Rosiel Engel sind aber scheinbar auch nicht viel besser. Der Engel Katan hat nämlich mit Hilfe der Energie, die er durch ein Videospiel von den Menschen abgezapft hat, den "inorganischen Engel" Rosiel, Zwillingsbruder von Alexiel, aus seiner Verbannung befreit. Leider hat diese Verbannung Rosiels Geisteszustand nicht unbedingt gut getan und anstatt, dass er, wie von Katan geplant, in den Himmel zurückkehrt und dort endlich wieder für Ordnung sorgt, bleibt Rosiel lieber auf der Erde und will ebenfalls die Wiedererweckung von Alexiels Seele bewirken - denn auch er ist unsterblich in seine eigene Schwester verliebt. Um sein Ziel zu erreichen ist Rosiel jedes Mittel recht und er schreckt auch nicht davor zurück, Setsunas geliebte Schwester Sara zu bedrohen.

So entbrennt ein heißer Kampf um Setsuna Mudo und die Seele Alexiels, in den sich auch noch andere himmlische und teuflische Mächte einmischen. Doch stimmt es wirklich, dass die Erweckung von Alexiels Seele den Untergang der ganzen Welt einleiten wird?

Meine Meinung

Sara und Setsuna Mudo Gerade eben erst habe ich ein Review zu Jeanne, die Kamikaze-Diebin geschrieben, da rotiert auch schon der nächste Anime, der sich mit Engeln, Dämonen, Gott, Satan, Reinkarnation und der großen Liebe beschäftigt, in meinem DVD-Player. Aber da hören die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Serien dann auch schon auf und ich will diesen Vergleich gar nicht erst weiter verfolgen. Am Ende kommt noch jemand auf die Idee, die Kinderserie Jeanne, die Kamikaze-Diebin könnte irgendetwas mit dem düster-apokalyptischen Angel Sanctuary zu tun haben! Doch während bei Jeanne, die Kamikaze-Diebin die interessante Thematik in belanglosen Magical Girl Klischees erstickt wird, holt Angel Sanctuary wirklich das Beste aus dem Stoff heraus.

Angel Sanctuary ist eine sehr erwachsene Serie, die Tabu-Themen wie Inzest aufgreift ohne diese nur plakativ als Mittel zum Zweck einzusetzen. Die Beziehung zwischen Setsuna und seiner Schwester Sara, die im Mittelpunkt der dreiteiligen OVA-Serie steht, wird sehr glaubwürdig und behutsam geschildert, so dass man den inneren Konflikt der Beiden gut nachvollziehen kann. Gepaart mit dem faszinierenden mystisch-religiösem Hintergrund ergibt sich eine Story, die nicht nur äußerst unterhaltsam und spannend ist, sondern stellenweise durchaus auch zum Nachdenken anregt. Dadurch dass auch die anderen Charaktere sehr lebendig wirken und individuelle Persönlichkeiten sowie Absichten haben, ist man schnell völlig von der Angel Sanctuary Welt gefangen genommen und fiebert förmlich mit den Charakteren mit.

Kurai und Alexiel Auch technisch gesehen gehört Angel Sanctuary zur absoluten Spitzenklasse. Von einigen Kinoproduktionen mal abgesehen bieten die Angel Sanctuary OVAs wohl mit die schönsten und detailliertesten Character-Designs und Zeichnungen der Anime-Produktionen der letzten Jahre, und auch die Animation kann voll überzeugen. Ich empfand Angel Sanctuary als wahre Augenweide und bin der Meinung, dass alleine die visuelle Komponente schon das Ansehen der Serie rechtfertigt (die tolle Story schadet aber natürlich auch nicht :-)).
Der wunderschöne Soundtrack rundet schließlich das durchweg positive technische Gesamtbild der Serie ab.

Story toll, Charaktere toll, Zeichnungen toll, Musik toll - bei all der Lobhudelei fragt ihr euch wahrscheinlich schon, was Angel Sanctuary eigentlich für schlechte Seiten hat? Aber im Prinzip fällt mir da wirklich nur ein Mangel ein: Die Serie ist viel zu kurz!

In drei ca. 30 Minuten langen Folgen kann naturgemäß nur ein Bruchteil der Handlung des umfangreichen Mangas von Kaori Yuki erzählt werden, und obwohl die Serie für sich gesehen durchaus einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss hat, ist sie letztendlich doch nur der Prolog zu einer viel größeren Geschichte und entlässt dem Zuseher mit einem ein wenig frustrierenden "Ich will mehr!!!"-Gefühl. Soweit ich weiß ist derzeit aber leider keine Fortsetzung zum Angel Sanctuary Anime geplant. Wenn ihr mich fragt, wirklich eine Schande! Ich bin momentan sogar schon schwer am Überlegen, ob ich mir nicht vielleicht den Angel Sanctuary Manga zulegen soll, um zu sehen wie sich die geniale Story weiterentwickelt - und dass obwohl ich eigentlich herzlich wenig mit Mangas anfangen kann (Ja, auch solche Anime-Fans soll es geben).

Zum Schluß noch einige Bemerkungen zur deutschen Synchronfassung von Angel Sanctuary. Für ACOG-Verhältnisse ist die Synchro beinahe phänomenal gut, wenn man bedenkt, was uns ACOG im Hinblick auf Synchronisationen in den letzten Jahren so alles zugemutet hat. Offenbar hat man ein wirklich professionelles Synchronstudio mit der Umsetzung beauftragt, und ich konnte sogar einige bekanntere Sprecher wiedererkennen. Dennoch ist die Angel Sanctuary Synchro gemessen an anderen deutschen Synchronisationen eher Mittelmaß. Einige der Sprecher passen nicht so recht zu ihren Rollen (z.B. Arakune oder Alexiel) oder sprechen ihre Zeilen recht lieblos herunter. Überdies gibt es diverse kleinere Übersetzungsungenauigkeiten, die zugegeben nicht wirklich gravierend, aber zumindest ärgerlich sind. Und die Tatsache, dass in der allerletzten Szene der Serie sogar ein Schlumpf einen sprachlichen Gastauftritt hat, hat bei mir zwar einen langanhaltenden Lachkrampf ausgelöst, aber ich glaube kaum, dass die Szene ursprünglich dazu ausgelegt war, komisch zu wirken. Positiv anzumerken ist, dass japanische Namen wie "Setsuna" größtenteils auch japanisch ausgesprochen werden und nicht etwa als "Setsuuuna". Befremdlich fand ich hingegen, dass man bei Rosiel und Alexiel an einigen Stellen der deutschen Synchro das japanische Suffix "-sama" übernommen hat. Prinzipiell ist das vielleicht eine nette Idee, aber wenn man nicht konsequent alle Suffixe übernimmt, sondern nur hier und da mal ein "-sama", hätte man es meiner Meinung nach lieber gleich ganz lassen und stattdessen (wie auch in den Untertiteln) für die Suffixe eine entsprechende Übertragung wählen sollen (z.B. Lord Rosiel).
Alles in allem kann ich die Synchro nur Leuten empfehlen, die eine sehr starke Abneigung gegen Untertitel haben. Wer des Englischen mächtig ist, sollte sich in diesem Fall allerdings auch überlegen, ob er nicht doch lieber zur englischen Synchronisation greift. Diese ist zwar auch alles andere als perfekt, hat mir aber doch einen Tick besser als die deutsche Synchro gefallen (vor allem Crispin Freeman als Rosiel macht seine Sache sehr gut). Wer keine Synchro braucht, ist mit Japanisch + Untertitel auf jeden Fall besser bedient. Wobei auch hier die englischen Untertitel im direkten Vergleich den deutschen Untertiteln, die manchmal zu recht komischen Formulierungen neigen, etwas überlegen sind.

Fazit: Angel Sanctuary hat sich problemlos einen Platz in der Reihe meiner absoluten Lieblings-Animes erobert und ich hoffe inständig, dass es vielleicht doch eines Tages mal eine Fortsetzung in der gleichen Qualität geben wird. Engstirnige Leute und Moralapostel, für die Themen wie Inzest ein rotes Tuch sind, sollten die Serie aber lieber meiden. Allen anderen kann ich Angel Sanctuary nur wärmstens empfehlen!


Yellow Ball

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